From now on
it's past tense.
Category: texts
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#593
Warum ich schreibe? Um der Isolation zu entkommen. Der sprachlosen Gefangenschaft mit mir selbst. Schreiben verbindet mich. Mit mir. Mit der Welt. Wie Riechen, Fühlen und Hören bringt auch Schreiben in Kontakt. Sogar losgelöst von Raum und Zeit.
Schreiben ist im wahrsten Sinn mein 7. Sinn. Eine Super-Kraft. Keine Angst mehr vor dem Locked-In-Syndrom. Diesem Horror, bei vollem Bewusstsein, nicht mehr kommunizieren zu können. Unfähig selbst zum Zwiegespräch mit mir selbst. Weil ohne Sprache kein Denken möglich ist.
Schreiben rettet mich. Jeden Tag aufs Neue.
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#560
Listening, at 6:04 a.m.
I could have missed it. The faint humming of a bike. Behind me, on the street. While I was waiting for the tram. Someone was riding a bicycle. From left to right. From some place to some place. I didn't know why. I just knew that. And suddenly I felt connected. Undetected. The two of us. A person I don't know anything about. Only that they were riding a bike. At the same time, at the same place where I was. In the dark and early hours of this vast city. What if I had missed this? If I hadn't listened?
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#546
See Mum, see Dad, I've become autonomous. You changed my diaper, fed me, taught me. But now I am grown. I don't need you anymore. I am free. - And because I am free, I can choose to carry you always with me. What we have experienced. The travelling. The laughing. The crying. Everything is on my mind. In my heart. And I know, it always will.
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#544
„Ich bin kein Läufer, ich bin ein Wanderer, und wenn die Füße weh tun, nehm ich halt den Zug.“
- Anna Mabo
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#543
What is left when I don’t post anymore?
Not on LinkedIn, not in blogs,
not on Instagram, not on Bluesky.
When I stop telling the world
that I exist—
alive, performing,
bragging in pictures, words, arguments.
What is left when it is only me?
Myself,
and the life that presses close—
every minute, every second.
A life without likes,
without shares, without reach.
Yet a life I can touch,
that touches me now:
on this old train along the coast,
window open,
the sun on my skin,
the wind in my hair—
grey now,
but still,
still.
Can I bear such a life?
With all its cracks
no longer hidden.
With all its vibrant silence.
A life fragile in its worth,
priceless in its seeming worthlessness.
I want to dare it.
I do.
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#541
On holiday
Outside, in the distance, the mountains have disappeared behind greyness. Summer rain is falling, barely audible. The window of the hotel room is open. A light breeze carries this summer morning into the room.
Inside, me, sitting in bed, writing. Not much to do today. Finding a place for breakfast. Catching the train at 1 p.m. To leave this town. Towards another town.
But that will be in another time.
Now is the present.
The raindrops. The gentle breeze. Completeness.
Everything I longed for - in a hotel room in Villach, Austria.
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#534
Wer geliebt werden will
sammelt Likes
ist auf der Hut
gefällt anderen
übernimmt Meinungen
folgt Trends
passt sich an
erfüllt Erwartungen
Wer liebt
ist frei.
(21 November 2019)
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#519
Ring the bells that still can ring
forget your perfect offering
There's a crack in everything
that is how the light gets in.
– from Leonard Cohen's song "Anthem"
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#514
“Wer lernen, Augen und Gehör schärfen, sein Gedächtnis stäken will, der möge Jagd auf Worte machen, in trockenen Fachzeitschriften ebenso, wie in den Werken von Dichtern. Er soll jedes Wort, dessen er habhaft werden kann, wie eine kostbare Beute behandeln. Er soll es drehen und wenden und von allen Seiten besehen. Er soll es betasten, beriechen und schmecken, im Mund zerkauen und auf der Zunge zergehen lassen, bis es ganz seins geworden ist, ein körpereigenes Werkzeug wie die Zellen des Gehirns, in denen es fortan bereit liegt – als Kürzel für die Wirklichkeit, die er sonst nicht begreifen könnte, als Schlüssel zum besseren Verständnis für die Welt.” – Sebastian Leitner in „So lernt man Lernen“, 1972
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#493
Lauschen & Rauschen
In der Küche geben Igor Levit und die Spülmaschine ein Konzert und wiegen die Wohnung adagio in die Nacht. Auf dem Sofa dreht der Stift spürbar in der Hand und sucht Worte der Dankbarkeit für den endenden Tag.
26 February 2020
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#491
Partyende
Versunken im trüben Wasser
waschen Hände Schuld von den Tellern
Bringen zyklisch Glanz in ein Leben
das dringend aufpoliert werden muss.7 March 2020
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#456
Beerdigung
Sie waren wegen ihm gekommen. Zu ihm. Ein letztes Mal. Reden, Singen, Weinen, Lachen, Essen. Gemeinsam. Dabei hatte er schon gar keine Worte mehr. War nur noch kalter Körper. Er sei jetzt ein anderer, sagten manche. Vielleicht war er auch gar keiner mehr. Nur noch Erinnerung. Am Abend gingen sie wieder auseinander. In alle Himmelsrichtungen. Nur er blieb zurück. Ein Hinterbliebener. Für immer.
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#375
Quarantäne
zu Hause
in den angemieteten vier Wänden
auf Widerruf
geliehenes Leben(05 April 2020)